Bestimmt kennst du diesen Gedanken: “Ist doch egal was ich esse, mir geht es ja sowieso schlecht!”.
Das kann ich so gut nachvollziehen! Ich habe selbst viele Jahre unter meinen Nahrungsmittelunverträglichkeiten gelitten, und war wirklich oft verzweifelt.
Leider ist Resignation nicht die Lösung deines Problems. Sie wird dazu führen, dass du mit der Zeit immer weniger vertragen wirst. Glaub mir.
Wenn du alleine nicht (mehr) zurechtkommst, ist es Zeit dir einen Ernährungsberater oder eine Ernährungsberaterin zu suchen, die dir bei deinen Unverträglichkeiten helfen kann.
In diesem Artikel möchte ich dir einige wertvolle Tipps geben, um zu entscheiden, ob eine Ernährungsberatung für dich sinnvoll wäre. Außerdem erfährst du, welche Arten von Ernährungsberatern es gibt und wie du den oder die richtige für dich findest.
Zum Schluss erkläre ich dir noch, wie eine professionelle Ernährungsberatung ablaufen sollte und woran du ein gutes Konzept erkennst.
Du hast Unverträglichkeiten? Wann du eine Ernährungsberatung machen solltest
Nahrungsmittelintoleranzen und Allergien nehmen in der Bevölkerung von Jahr zu Jahr zu. Das ist keine „Modeerscheinung“, wie einige Nicht-Betroffene gern behaupten, sondern traurige Realität. Egal ob du unter
- Laktoseintoleranz
- Glutenunverträglichkeit
- Fruktosemalabsorption
- Sorbitunverträglichkeit
- Histaminintoleranz
leidest. Es ist immer sinnvoll dich bei Lebensmittelunverträglichkeiten, von einem Ernährungsberater unterstützen zu lassen.
Was du bei Unverträglichkeit XY noch essen kannst, ist nicht so schwer herauszufinden.
Die interessanteren Fragen sind:
- Wie kannst du deine Verträglichkeit langfristig wieder verbessern?
- Gibt es ungünstige Ernährungsgewohnheiten, die vielleicht zu deinen Unverträglichkeiten geführt haben? P.S. Die „normale“ deutsche Standard-Ernährung ist nicht besonders gesund!
Die Antworten auf diese Fragen findest du durch Googeln weniger leicht heraus. Das geht leichter mit einen Spezialisten an deiner Seite, der sich mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten auskennt.
Wenn folgende Punkte auf dich zutreffen, solltest du in jedem Fall eine Ernährungsberatung in Erwägung ziehen:
1. Deine Unverträglichkeiten belasten dich
Es fällt dir schwer, dich mit deinen Lebensmittelunverträglichkeiten zu arrangieren. Deine Beschwerden werden trotz des ganzen Weglassens nicht besser?
Eventuell hast du hast auch einen Reizdarm diagnostiziert bekommen, (sprich, dein Arzt weiß einfach nicht, was bei dir nicht stimmt).
In all diesen Fällen solltest du dir Hilfe suchen! Auch mit Intoleranzen ist eine normale Verdauung und ein glückliches Leben möglich.
Aus eigener schmerzvoller Erfahrung weiß ich, wie belastend und einschränkend Verdauungsprobleme sein können. Mit so einem “Dauer-Durchfall” und Bauchschmerzen kann doch niemand sein Leben genießen, oder? Ich konnte das damals jedenfalls nicht.
2. Du hast mehrere Lebensmittelunverträglichkeiten
Besonders komplex und undurchsichtig wird es, wenn du mehrere Nahrungsmittelunverträglichkeiten gleichzeitig hast. Da ist dann das eine Lebensmittel bei der einen Unverträglichkeit erlaubt, bei der anderen aber wiederum nicht. Da durchzusteigen, ist nicht so einfach.
Wenn du auf sehr viele Lebensmittel verzichten musst, kann es auch leicht passieren, dass du Nährstoffmängel entwickelst. Wahrscheinlich brauchst du, zumindest vorübergehend, auch Nahrungsergänzungsmittel. Aber welche?
Lass dir gesagt sein:
Solche Multi-Intoleranzen, bzw. multiple Nahrungsmittelunverträglichkeiten kommen nicht aus heiterem Himmel, sondern haben eine Ursache!
Am besten ist, du lässt einen Profi auf deine Ernährung schauen. Sein Job ist es herauszufinden, warum dein Darm in einem derart schlechten Zustand ist. Außerdem kann er dir einen auf deine Multi-Intoleranzen abgestimmten Ernährungsplan, Lebensmittellisten und Rezepte erstellen. Das macht das Ganze für dich um einiges leichter.
3. Die erste Ernährungsberatung hat nicht geholfen
Einige meiner Klienten, hatten schon einmal eine Ernährungsberatung, bevor sie zu mir gekommen sind. Dass eine Ernährungsberatung zu keiner Besserung führt, kommt also durchaus häufiger vor.
Mögliche Gründe dafür sind:
- der Ansatz des Beraters war nicht der Richtige für dich
- dem Berater fehlt der ganzheitliche Blick
- er war nie selbst von Unverträglichkeiten betroffen
- du warst nicht ehrlich zu deinem Berater
- du hast seine Empfehlungen nicht gewissenhaft umgesetzt
Wenn deine Beschwerden schon Jahre bestanden haben, ist es natürlich unwahrscheinlich, dass sie sich in ein paar Wochen in Luft auflösen. Dein Verdauungssystem braucht Zeit, um sich zu erholen. Hab deshalb etwas Geduld, bevor du eine Beratung als gescheitert ansiehst.
Nichtsdestotrotz, sollte sich dein Zustand zumindest leicht verbessert haben. Trotz eventueller Rückschläge, sollte eine positive Tendenz aber spürbar sein.
Woran du einen guten Ernährungsberater erkennst, kannst du im nächsten Anschnitt lesen.
Wie du den richtigen Ernährungsberater findest
Folgende Punkte sind für eine erfolgreiche Ernährungsberatung besonders wichtig:
- eine fundierte Ausbildung: ein Wochenendseminar reicht nicht aus, um sich umfangreiches Ernährungswissen anzueignen. Eine mindestens 1-jährige Ausbildung sollte es schon sein.
- Zeit für den Klienten: Es bringt dir nichts, wenn jemand durch seine Ausbildung zwar theoretisch viel Ernährungswissen hat, ihm aber die Zeit fehlt, sich z.B. dein Ernährungstagebuch anzuschauen. Auch das Zusammenstellen einer individuellen Lebensmittelliste ist aufwändig, aber auch notwendig.
Ist ein Ernährungsberater mit Krankenkassenzulassung besser?
Die Berufsbezeichnung “Ernährungsberater” ist nicht gesetzlich geschützt. Es kann sich also jeder einfach so ein Schild an die Tür nageln, auch ohne jegliche Ausbildung und Qualifikation. Deshalb solltest du bei der Wahl deines Ernährungsberaters besonders genau hinschauen.
Einen Ernährungsberater ohne jegliche Ausbildung würde ich persönlich nicht buchen. Auch wenn er oder sie „angeblich“ noch so viele Bücher zum Thema Ernährung gelesen hat. Ich habe solche Leute schon kennengelernt.
Andererseits, ist auch ein staatlich zertifizierter Ernährungsberater mit Kassenzulassung kein Garant für eine erfolgreiche Beratung!
Staatlich zertifizierte Ernährungsberater mit Kassenzulassung
Das sind entweder Ökotrophologen, Mediziner, Ernährungswissenschaftler oder Diätassistenten. Ärzte können sich ihr Ernährungswissen in einer Weiterbildung aneignen. Die ist relativ kurz. Die anderen drei Berufsgruppen haben ein ernährungsbezogenes Studium absolviert oder die Ausbildung zum Diätasssistenten gemacht.
Bei allen Ernährungsberatern mit Kassenzulassung ist die fachliche Qualifikation sichergestellt. Was das betrifft, bist du da auf der sicheren Seite.
Alle staatlich zertifizierten Ernährungsberater, die mit der Kasse abrechnen wollen, müssen sich aber an die Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) halten. Die DGE wiederum richtet ihre Empfehlungen an den Interessen der Lebensmittelindustrie und an staatlichen Institutionen, wie dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, aus.
Ob du das vertrauenswürdig findest, musst du für dich selbst entscheiden.
Auch mit der Aktualität ihrer Empfehlungen nimmt es die DGE nicht so genau. Selbst das Ärzteblatt schreibt, dass sich die DGE schwer tut, wissenschaftlich veraltete Richtlinien zu überarbeiten [1]. Es scheint aber wohl mittlerweile besser geworden zu sein. Die Abhängigkeit ist aber nach wie vor gegeben.
Wenn du eher einen ganzheitlichen Ansatz, unabhängig von wirtschaftlichen Interessen, suchst, lies weiter.
Ernährungsberater, zertifiziert von einem privatem Anbieter
„Nicht-staatliche“ Ernährungsberaterausbildungen gibt es viele. Es sind häufig Fernstudiengänge mit unterschiedlich langer Studiendauer. Wie bereits erwähnt, sollte eine fundierte Ausbildung zum Ernährungsberater meiner Meinung nach mindestens ein Jahr dauern!
Eine gute private Ernährungsberaterausbildung sollte einen ganzheitlichen Ansatz haben. Ohne den ist dieser größte Vorteil einer privaten Ausbildung nämlich dahin.
Es gibt übrigens auch Ökotrophologen oder Diätassistenten die sich bewusst gegen eine DGE-Zulassung entschieden haben, um doch ganzheitlich beraten zu können. Schau dir da am besten an, welche Zusatzausbildungen sie gemacht haben, um sich das ganzheitliche Ernährungswissen anzueignen.
Ist der Berater schon etwas älter, ist die Berufserfahrung ggf. sogar wertvoller als die eine oder andere zusätzliche Ausbildung.
Ich selbst habe ein Fernstudium zur Ganzheitlichen Ernährungsberaterin und Ernährungstherapeutin gemacht, welches von einer Diplom-Ökotrophologin geleitet wurde. Die Mindeststudiendauer für beide Ausbildungen zusammen war zwei Jahre. Leider wird die Ausbildung heute nicht mehr angeboten.
Ein weiter mir bekannter guter Anbieter für die Ausbildung zum ganzheitlichen Ernährungsberater ist die Akademie der Naturheilkunde.
Der Vorteil einer ganzheitlichen Ernährungsberatung ist, dass sie unabhängig von den Interessen der Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie ist. Es werden aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, aber auch die alten Ernährungslehren des Ayurveda oder der traditionell chinesischen Medizin (TCM), mit einbezogen.
Einige Berater kümmern sich auch um das psychische Wohlbefinden des Klienten und binden Stressmanagement-Methoden, wie z.B. Meditationen, mit in die Beratung ein. Das ist z.B. bei einer Histaminintoleranz sinnvoll, da Stress hier eine besonders große Rolle spielt.
Ernährungsberater mit privater Ausbildung haben keine Kassenzulassung, d.h. du muss die Kosten selbst tragen.
Eine fehlende Kassenzulassung bedeutet aber nicht, dass der Ernährungsberater weniger qualifiziert ist.
Bei Heilpraktikern ist die Kompetenz im Bereich Ernährung unterschiedlich. Die Ausbildung eines Heilpraktikers ist sehr umfangreich. Deswegen wird die Ernährung hier, wie übrigens im Medizinstudium auch, meist recht kurz abgehandelt.
Perfekt ist natürlich, wenn dein Heilpraktiker zusätzlich zur Heilpraktikerausbildung noch eine umfangreiche Weiterbildung im Bereich ganzheitlicher Ernährungsberatung gemacht hat.
Ernährungsberatung vor Ort oder online?
Ob du dich lieber vor Ort, zu Hause online über Zoom, oder per Telefon beraten lassen möchtest, ist natürlich Geschmackssache.
Das Wichtigste ist die Qualifikation deines Beraters und dass er dir sympathisch ist. Ob er Praxisräume hat oder nicht, sagt nichts über sein Können und sein Engagement für dich aus.
Wie ist der Ablauf einer Ernährungsberatung bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten?
1. Kostenloses Erstgespräch
Der Ablauf einer Ernährungsberatung beginnt in der Regel mit einem kostenlosen Erstgespräch von 20-30 Minuten. Will der Berater dafür schon Geld sehen, würde ich hellhörig werden. Wenn das Gespräch deutlich länger dauert und du schon eine Beratung bekommst, kann dies natürlich schon etwas kosten. Dann wäre es aber schon eine Beratungsstunde und kein Kennenlerngespräch.
Im Erstgespräch erzählst du von deinen körperlichen Symptomen und wobei genau du dir Unterstützung wünschst. Der Ernährungsberater beschreibt dir dann den Ablauf seiner Beratung und beantwortet deine Fragen.
Wenn die Chemie stimmt und der Berater denkt dir helfen zu können, klärt ihr noch das Finanzielle und schon kann es losgehen.
2. Anamnese (Befragung zu deinem Gesundheitszustand)
Nach dem Erstgespräch wird der Ernährungsberater dir einen Fragebogen mit Ernährungs- und Gesundheitsfragen zukommen lassen.
Das Ganze geht natürlich auch schon im Anamnesegespräch, in dem der Berater dir die Fragen direkt stellt. Ich persönlich finde es aber besser, wenn der Klient die Anamnesefragen in Ruhe zu Hause beantworten kann. Aus dem Stehgreif können leicht Dinge vergessen werden, die für die Beratung aber wichtig sind.
Obwohl es in erster Linie um die Verdauung geht, sollten alle Körpersymptome abgefragt werdem, um Zusammenhänge erkennen zu können.
3. Ernährungstagebuch
Zu Beginn der Beratung solltest du ein Ernährungstagebuch führen und der Ernährungsberater muss es auch gewissenhaft auswerten. Ein Ernährungstagebuch ist gerade bei Lebensmittelunverträglichkeiten unbedingt nötig, um Ernährungsfehler aufzudecken.
4. Erstellung von persönlichen Unterlagen inkl. Lebensmittelliste
Das wird von vielen Ernährungsberatern gerne ausgelassen, da es viel Arbeit ist persönliche Unterlagen zu erstellen. Ein Berater, der nach Stunden abrechnet, macht das in der Regel nicht. Du bekommst dort entweder gar nichts oder nur Standardunterlagen, die nicht individuell sind.
So eine Beratung ist meiner Meinung nach wenig effektiv, weil sie zu oberflächlich ist.
Was kostet eine Ernährungsberatung?
Der durchschnittliche Preis für eine Ernährungsberatung beträgt 80€ pro Stunde.
Für den Klienten und auch für den Berater ist es aber besser, Paketpreise zu machen.
Ein Paketpreis kommt dir wahrscheinlich zuerst teuer vor, führt dafür aber auch eher zum Erfolg als eine Einzelstunde. Buchst du beispielsweise nur 2 Stunden, wird diese Zeit kaum ausreichen, um deine Ernährung anzupassen und deine Beschwerden zu lindern.
Auch klappt gerade bei so einer komplexen Sache wie Unverträglichkeiten nicht alles auf Anhieb. In den meisten Fällen müssen Lebensmittellisten ein- oder zweimal angepasst werden. Das gleiche gilt für Nahrungsergänzungsmittel. In zwei Stunden, wovon das eine ja noch das Anamnesegespräch ist, kann das nicht klappen.
Ein weiterer Vorteil vom Paketpreis ist, dass sich der Ernährungsberater, außerhalb eurer gemeinsamen Gesprächstermine, intensiv mit deinem Fall befassen kann. Er hat Zeit für eine ausführliche Anamnese, kann dein Ernährungstagebuch auswerten, dir persönliche Unterlagen, eine Lebensmittelliste und Rezepte ausarbeiten.
Eine intensive Zusammenarbeit ist wichtig, damit du es schaffst, die Empfehlungen auch umzusetzen.
Wie lange dauert eine Ernährungsberatung?
Aus meiner Erfahrung sollte eine Ernährungsberatung bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten, mindestens 4 Termine über 3 Monate verteilt umfassen. Besser noch wäre eine Begleitung über 6 Monate, besonders bei multiplen Intoleranzen.
Fazit
Weil es so wichtig ist, fasse ich hier noch einmal zusammen, woran du einen guten Ernährungsberater für Unverträglichkeiten und ein gutes Angebot erkennst:
- er hat seinen Schwerpunkt auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien
- war selbst von Intoleranzen betroffen
- er hat ggf. eine medizinische oder naturwissenschaftliche Vorbildung
- er hat eine Ausbildung von mindestens einem Jahr abgeschlossen
- er arbeitet ganzheitlich
- er bietet ein kostenloses Erstgespräch an
- er bietet dir Paketpreise an
- du bekommst eine individuelle Lebensmittelliste und persönliche Unterlagen
Ich hoffe, der Artikel kann dir bei deiner Entscheidung für einen Ernährungsberater helfen. Schau dir auch gerne mein Angebot an, vielleicht passen wir beide ja zusammen 😉
Quellen:
[1] https://www.aerzteblatt.de/archiv/193500/Ernaehrung-Regeln-weitreichend-ueberarbeitet