Wahrscheinlich ist dir das auch schon passiert: Du sitzt in einer Prüfung, dein Darm macht laute Geräusche, und du hast das Gefühl dringend aufs Klo zu müssen. In einer extremen Stresssituation wie dieser ist das bei den meisten Menschen ganz normal. Hier kannst du Verdauungsprobleme getrost ignorieren.
Gehören diese Symptome aber bei dir zum Alltag, egal ob du gestresst bist oder nicht, hast du höchstwahrscheinlich chronische Darmprobleme.
Eins musst du wissen: Verdauungsbeschwerden haben negative Auswirkungen nicht nur auf den Darm selbst, sondern auch auf die Gesundheit des ganzen Körpers!
Vielleicht wurde dir gesagt, deine chronischen Darmbeschwerden seien „psychisch“ bedingt, nur weil nichts gefunden wurde. Das heißt aber nicht, dass es wirklich so ist. Die Psyche leidet oft stark, wenn die Beschwerden über lange Zeit nicht besser werden. Nicht selten entsteht durch einen Reizdarm eine Angststörung. Die psychischen Probleme sind also in vielen Fällen nicht Ursache, sondern Folge der Darmbeschwerden.
Was passieren kann, wenn du deine Darmprobleme über längere Zeit ignorierst, erfährst du in diesem Artikel.
Noch kurz vorab: Das alles muss natürlich nicht passieren, aber wenn das eine oder anderen bei dir schon zutrifft, besteht Handlungsbedarf!
1. Dein Darm nimmt Nährstoffe schlechter auf
Eine geschädigte Darmschleimhaut produziert weniger Enzyme. Die brauchst du aber für die Verdauung! Eiweiße werden nicht vollständig gespalten und können so „groß“ nicht aufgenommen werden. Auch Vitamine und Mineralstoffe verbleiben im Nahrungsbrei und landen letztendlich in der Kloschüssel. So kann ein Nährstoffmangel entstehen, obwohl du dich eigentlich gesund ernährst und vielleicht sogar teure Nahrungsergänzungsmittel einnimmst.
2. Deine Darmschleimhaut kann „Löcher“ bekommen
Es kann ein „leaky gut“ Syndrom oder auch Sickerdarm entstehen. Beim „leaky gut“ Syndrom sind die Zellzwischenräume der Darmschleimhaut nicht wie normal verschlossen, sondern offen. Es können dann Proteine und Allergene hindurch, die nicht ins Blut gehören. Das Immunsystem bildet dann Antikörper gegen eigentlich harmlose Stoffe.
Dadurch können Allergien, oder schlimmer Autoimmunerkrankungen entstehen. Auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten und chronische Entzündungen im Körper können ihren Ursprung in einer geschädigten Darmschleimhaut haben.
3. Es entstehen Giftstoffe im Körper
Wenn deine Nahrung nicht vollständig verdaut wird, entsteht Fäulnis oder Gärung in deinem Darm.
Bakterien oder Hefen produzieren aus unverdauten Fetten, Kohlenhydraten oder Eiweißen Giftstoffe, die deiner Gesundheit auf Dauer schaden. Deine Leber muss diese Stoffe abbauen und wird dadurch belastet.
Hast du häufig übelriechendem Stuhl oder Blähungen? Dahinter steckt meist Fäulnis. Riecht es eher sauer, spricht das für Gärung. Ist beides nicht gut.
4. Du kannst eine Laktoseintoleranz bekommen oder diese verschlimmern
Wenn deine Darmschleimhaut nicht mehr intakt ist, produziert sie weniger Enzyme für die Kohlenhydratverdauung, z. B. wird das Enzym Lactase in der Dünndarmschleimhaut produziert. Der Milchzucker (Laktose) kann nicht verdaut werden und es kann eine Laktoseintoleranz entstehen.
Wenn du bereits eine Laktoseintoleranz hast, also weniger Lactase produzierst als andere Menschen, kannst du um so weniger Laktose vertragen, wenn deine Darmschleimhaut gereizt ist.
5. Du kannst eine Fruktoseintoleranz bekommen oder diese verschlimmern
Eine geschädigte Dünndarmschleimhaut nimmt langsamer Fruktose auf. Es entsteht eine Fruktosemalabsorption, oft fälschlicherweise Fruktoseintoleranz genannt.
In der äußeren Schicht der Darmschleimhautzellen sitzt ein Transportprotein (GLUT-5-Transporter), das die Fruktose aus dem Darm aufnimmt. Nur eine intakte Darmschleimhaut bildet dieses Protein in ausreichender Anzahl aus.
Durch eine Fruktosemalabsorption kann sogar eine Depression entstehen, weil Fruktose Tryptophan bindet. Tryptophan ist die Vorstufe vom „Glückshormon“ Serotonin.
6. Es ist unangenehm und tut weh
Wenn du diese Liste liest, wirst du sie wahrscheinlich kennen: schmerzhafte Blähungen, Bauchschmerzen und Krämpfe. Du fühlst dich krank, aber meist bist du das gar nicht, sondern hast nur was „Falsches“ gegessen. Blöd ist, wenn du dir die Symptome nicht erklären kannst und nicht weißt, wann es dich das nächste Mal erwischen wird.
Wenn du Glück hast ist das Ganze nach einem längeren Toilettenbesuch vorbei, manchmal verbringst du aber auch den Tag mit Wärmflasche im Bett.
7. Du verbringst zu viel Zeit auf der Toilette
Mit einer gesunden Verdauung bist du normalerweise in 5 Minuten runter vom Klo und brauchst kaum Klopapier.
Bei Darmproblemen, wie Verstopfung sieht die Sache schon anders aus. Da ist dann genug Zeit für ein paar Youtube Videos oder Scrollen auf Social Media.
In meinen Reizarm-Zeiten bin ich morgens zur Sicherheit oft extra früher aufgestanden. Damit der plötzliche Stuhldrang mich unterwegs nicht überrascht, saß ich oft ziemlich lang auf dem Klo. Manchmal musste ich auch mehrmals hintereinander gehen, bevor ich das Haus verlassen konnte.
8. Du kannst nicht frei und spontan was unternehmen
Manchmal ist es so schlimm, dass du gar nicht mehr rausgehen magst. Schon gar nicht, wenn die Aktivität irgendwas mit Essen zu tun hat. Soziale Kontakte schlafen ein, weil du ständig mit Ausreden absagst. Ausflüge machst du nur noch mit Familie oder sehr guten Freunden, die von deinem Problem wissen.
Dir ist wichtig, dass immer eine, bestenfalls einsame, Toilette in der Nähe ist. Eine Toiletten-Stadtführung zu leiten wäre kein Problem für dich, weil du immer weißt, wo es ein stilles Örtchen gibt.
9. Du weißt nicht, was du noch essen kannst
Du hast ständig Bauchschmerzen. Weil du nicht weißt, was du überhaupt noch verträgst, gibt es fast nur noch Schonkost. Reis, Kartoffeln und Brühe. Bis es besser wird. Dann isst du wieder normal und die Beschwerden sind zurück. Super zermürbend auf Dauer! Vielleicht isst du aber auch einfach alles, weil du ja sowieso Bauchschmerzen bekommst. Ist dann ja auch egal.
Jedenfalls büßt du ein gewaltiges Stück Lebensfreude ein, wenn du nicht entspannt essen kannst und du dich so stark einschränken musst.
10. Du entwickelst Ängste
Wenn du nicht weißt, wann du von deinen Darmproblemen überrascht wirst, kann das ganz schön Angst machen. Du fängst an, Situationen zu vermeiden, wo du nicht jederzeit in Ruhe auf Toilette gehen kannst.
Durch Stress und Angst kann ein Reizdarm entstehen. Deine körperlichen Verdauungsbeschwerden weiten sich dann auf die psychische Ebene aus. Die Probleme werden dadurch noch weiter verstärkt. Ein echter Teufelskreis!
11. Du schadest deinem Immunsystem
Du hast wahrscheinlich schon mal davon gehört, dass das Immunsystem im Darm sitzt. Unter der obersten Schicht der Darmschleimhaut befindet sich die größte Ansammlung von Immunzellen im Körper.
Gerät deine Darmflora aus dem Gleichgewicht, spricht man von einer Darmdysbiose. Normalerweise gibt es ein Gleichgewicht zwischen „guten“ und „schlechten“ Darmbakterien und eine große Artenvielfalt. Bei einer Darmdysbiose ist das Gleichgewicht zugunsten der schlechten Bakterien verschoben. Die guten Bakterien sind aber wichtig, weil sie mit den Immunzellen des Darms kommunizieren können und sie so unterstützen.
Die Artenvielfalt wird z. B. durch die Einnahme von Antibiotika oder eine einseitige Ernährung reduziert. Durch Probiotika kann sie z. T. wieder aufgebaut werden, sie wird aber nie mehr so sein wie vorher. Oft ist eine Antibiotikabehandlung der Auslöser für Darmprobleme und viele andere Erkrankungen.
Fazit
Früher oder später musst du dich mit deinen Verdauungsproblemen auseinandersetzen. Viele Zivilisationskrankheiten sind nicht einfach nur Schicksal, sondern das Endergebnis von lange ignorierten Körpersymptomen oder leicht zu ignorierenden „harmlosen“ Krankheiten.
Bei jeder ernsthaften Erkrankungen und auch wenn leichte Erkrankungen, wie Verdauungsprobleme, häufig auftreten, empfehle ich dir deine Ernährung detailliert anzuschauen.
Ca. 50 % aller Deutschen haben Magen-Darm-Probleme. Ursache dafür ist vor allem die Nahrungsmittelindustrie mit ihren Fertigprodukten und Zusatzstoffen. Aber auch eine westlich gesehen sehr „gesunde“ Ernährung, mit zu viel Vollkorn und Rohkost, kann Darmprobleme verursachen.
Falls du deine Magen-Darm-Probleme angehen möchtest und du allein nicht weiter kommst, helfe ich dir gern dabei. Hier kannst du einen Termin für ein kostenloses Mini-Coaching bei mir buchen.